Methodik des LernOrts SEISA
Die Methodik beschreibt die wesentlichen Elemente unseres pädagogischen Ansatzes, die darauf abzielen, eine ganzheitliche, bindungsorientierte und naturverbundene Lernumgebung zu schaffen, in der Kinder ihre individuellen Potenziale entfalten können.
Bindungsbasierter Ansatz
Ein zentraler Bestandteil unseres pädagogischen Konzepts ist der bindungsbasierte Entwicklungsansatz. Dieser stützt sich nicht nur auf die Bindungstheorie, sondern wird auch durch tiefenpsychologische und neurologische Forschungsergebnisse untermauert. Die Theorie beruht auf den Arbeiten des kanadischen Entwicklungspsychologen und Bindungsforschers Dr. Gordon Neufeld, dessen Erkenntnisse unseren Schulalltag prägen. Unsere Lernbegleiter werden in diesen Ansätzen durch das Kompetenzzentrum für natürliche Entwicklung und bindungsbasierte Familien- und Lernkulturen ausgebildet und gecoacht (www.bindungsbasiert.ch).
Für ein respektvolles Miteinander, sowie eine lösungsorientierte Begleitung der Kinder – sowohl individuell als auch in der Gruppe – orientieren wir uns an den Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Hierbei spielt das Vorleben der Lernbegleiter eine zentrale Rolle. Sie reflektieren ihr eigenes Verhalten und unterstützen sich gegenseitig in einem wohlwollenden, wertfreien Austausch. Die vier Elemente der gewaltfreien Kommunikation – wertfreies Beobachten, Äußern von Gefühlen, Benennen von Bedürfnissen und Formulieren von Bitten – dienen dabei als Leitfaden für eine ehrliche und klare Kommunikation mit Kindern und Erwachsenen.
Konfliktbewältigung, getragen von Mitgefühl für sich selbst und das Gegenüber, ist ein grundlegendes Element für die Zukunft und wird daher selbstverständlich in den Schulalltag integriert.
Altersdurchmischtes Lernen
Das Lernen erfolgt in altersdurchmischten Gruppen, wodurch alle voneinander und miteinander lernen können. Der kleine, familiäre Rahmen bietet den Kindern die notwendige Geborgenheit und Sicherheit, um sich in ihrem individuellen Lernprozess optimal zu entfalten.
Eine achtsame Beziehung zu sich selbst und zu anderen ist fester Bestandteil unseres Lernalltags. Die Werte und Haltungen unseres Teams werden sowohl in der individuellen als auch in der Gruppenbegleitung authentisch vorgelebt. Struktur und Rituale bieten dabei wichtige Orientierungspunkte. Jeder Tag beginnt und endet im Kreis, in dem orientiert, reflektiert und besprochen wird. Zusätzlich wird gelacht, gespielt, geübt und gemeinsam musiziert.
Spielen ist Dünger für das Gehirn und Kraftfutter für Kinderseelen.
Gerald Hüther
Lernbegleiter Team
Am «LernOrt SEISA» leben wir einen interdisziplinären und generationenübergreifenden Ansatz. Die Kinder werden von diplomierten Lehrpersonen sowie von Assistierenden mit unterschiedlichen Hintergründen und Berufen begleitet. Projektweise werden nach Bedarf zusätzlich externe Fachkräfte hinzugezogen. Stundenweise wird der Lernort zudem durch RentnerInnen unterstütz. Alle gemeinsam haben wir die Leidenschaft, Kinder in ihren individuellen Prozessen zu begleiten sowie unsere eigene Begeisterung fürs natürliche Lernen zu leben. Wir sind alle offen, von und miteinander zu Lernen und gemeinsam zu wachsen.
Naturverbundenheit
Ein wichtiger Bestandteil unseres Konzepts ist die Naturverbundenheit. Mindestens ein halber bis ganzer Tag pro Woche wird in der Natur verbracht. Dabei werden Lebens- und Lernräume wie Waldplätze und Gärten gemeinsam mit den Kindern gestaltet und gepflegt. Dies fördert sowohl die Bewegung als auch das vielfältige Lernen.
Auch während der Unterrichtszeiten haben die Kinder die Möglichkeit, sich sowohl drinnen als auch draußen ihrem individuellen Lernprozess zu widmen. Dafür stehen verschiedene Lernmaterialien zur Verfügung. Bei Bedarf werden externe Fachpersonen hinzugezogen oder es werden Exkursionen und Besichtigungen in der Region organisiert.
Es gibt keinen besseren Lernraum als die Natur und keinen besseren Lehrer als das Leben selbst.
Michel Hüter
Projektorientiertes Arbeiten
Vernetztes Denken ist in unserer Gesellschaft und für die Zukunft von zentraler Bedeutung, da kaum ein Wissensgebiet isoliert betrachtet werden kann. Aus diesem Grund arbeiten wir projektorientiert und fächerübergreifend über mehrere Wochen an einer Thematik. Die Projekte entstehen dabei aus den Impulsen der Kinder, sei es durch freies Spiel, gezielte Fragen oder besondere Bedürfnisse. So wird gewährleistet, dass intensive Lernphasen und das freie Spiel den gleichen Stellenwert im Schulalltag haben.
Bildung ist nicht das Ergebnis von Belehrung, sondern von selbstbestimmtem Forschen und Erleben.
Daniel Hess
Notenfrei
Anstelle von Noten dokumentieren wir die Kompetenzentwicklung der Kinder anhand der Kompetenzbereiche des Lehrplans. Die erlernten Techniken, Aktivitäten und Projektarbeiten werden den entsprechenden Kompetenzen zugeordnet und die Fortschritte werden kontinuierlich festgehalten.
Die Reflexion erfolgt in alltäglichen Rückmeldungen, sowie in regelmäßigen Coaching-Gesprächen. Erfolge werden gemeinsam gefeiert, wenn ein Kind ein Lernziel erreicht hat. Es wird nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt bewertet, sondern nur mit sich selbst und nicht im Vergleich zu anderen.
Jedes Kind ist einzigartig – es gibt keine Norm, an der es sich zu messen hätte.
Remo Largo
Organisation
Der «LernOrt SEISA» verzichtet auf die Vergabe von Hausaufgaben. Stattdessen werden die Kinder angeregt, sich freiwillig zuhause mit den aktuellen Themen zu beschäftigen. Die Eltern werden durch ein individuelles Kommunikationsheft unterstützt, um die Kinder bestmöglich im Lernprozess zu begleiten.
Kinder lernen in ihrem eigenen Tempo – man muss ihnen nur den Raum und die Zeit dafür geben.
Jesper Juul
Elternzusammenarbeit
Sein Kind in eine freie Schule zu geben und selbstbestimmt lernen zu lassen braucht Vertrauen – Vertrauen in das Kind und Vertrauen in die Schule. Wir bieten den Eltern Gelegenheit an, uns kennen zu lernen und bei uns mitzuhelfen. Bei Projekten und anderen Unternehmungen dürfen sie mitwirken und können so eine Beziehung zu unserem Lernort aufbauen. Wir pflegen einen offenen, achtsamen und kommunikativen Umgang miteinander.
Da der bindungsbasierte Ansatz im Zentrum steht, ist es von grosser Wichtigkeit, dass die Eltern sich damit vertraut machen.
Kinder brauchen keine perfekten Eltern oder Lehrer – sie brauchen Menschen, die an sie glauben.
Fabian Grolimund
Lehrplan 21
Bildung ist ein offener, lebenslanger und aktiv gestalteter Entwicklungsprozess des Menschen. Bildung ermöglicht dem Einzelnen, seine Potenziale in geistiger, kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden, sie zu entfalten und über die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identität zu entwickeln. Bildung befähigt zu einer eigenständigen und selbstverantwortlichen Lebensführung, die zu verantwortungsbewusster und selbständiger Teilhabe und Mitwirkung im gesellschaftlichen Leben in sozialer, kultureller, beruflicher und politischer Hinsicht führt.
Bildungsziele Lehrplan 21